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Montag, 24. Mai 2010

Wir nennen es Krieg. Aber was für einen?

Es ist mir eine große Freude, an dieser Stelle einige Gedanken meines Berliner Kollegen C.K. veröffentlichen zu dürfen. C. und Ich teilen eine gewisse Frustration über Stand und Qualität der öffentlichen "Strategiedebatte", die zwar immer wieder eingefordert, selten aber qualifiziert geführt wird. 
Die leidige Krieg-oder-kein-Krieg-Debatte der vergangenen Jahre zeigt mit ihrem starren Festhalten an bekannten aber offenbar überholten Begrifflichkeiten, dass sowohl in der Öffentlichkeit als auch in den Planungsstäben weiterhin offenbar kaum Klarheit über das Wesen aktueller militärischer Konflikte besteht. Der Blick in die englischsprachige Forschungslandschaft könnte Denkanstöße liefern, erfolgt aber offenbar noch viel zu selten. 
C. hat sich dankbarer Weise bereit erklärt, die Früchte seiner umfangreichen Lektürearbeit mit uns zu teilen und wird ab nun in unregelmäßigen Abständen an dieser Stelle einige Denkanstöße zum Thema präsentieren. So without further ado:

Wir nennen es Krieg. Aber was für einen? 
Teil 1 - Asymmetrie
von C.K. 

Wer „Generation Kill“ noch nicht gesehen hat, sollte es schleunigst nachholen. Fog of War at its best. Eine Szene in Episode 5 zeigt wie Teile des 1st Marine Reconissance Btl. 2003 einen Hof im Irak beobachten. Sie sehen nur Zivilisten. Im nächsten Moment wird der Hof durch einen Luftangriff ausradiert. Die Beobachtenden sind geschockt. Von dem Hof ging wohl Mörserfeuer aus. Zum Zeitpunkt der Bombadierung allerdings war der Mörsertrupp schon abgezogen. Einer der Protagonisten bemerkt sinngemäß: Er war es nicht, der den Feind dazu bewegt habe sich hinter Zivilisten zu verstecken und sie als Deckung zu benutzen.

Guter Punkt, aber falsch.

Im ersten Teil seines wirklich inspirierenden Buchs Accidential Guerilla stellt David Kilcullen die Frage in welcher Art Konflikt „wir“ uns eigentlich befinden und stellt vier Paradigmen vor, die jeweils Teilaspekte dessen erklären, was gemeinhin unter „War on Terror“ firmiert. Die Frage nach der Natur des Konflikts müsste am Anfang jeder Frage nach einer Stratgie stehen, scheint mir in der Debatte aber vernachlässigt. Ich möchte hier Kilcullens Paradigmen vorstellen, so wie ich sie gelesen habe. Sie sind Denkanstösse.
Die Filmszene illustriert das, was Kilcullen das Paradigma des Asymmetric Warfare nennt. Der Grundgedanke ist mittlerweile eigentlich Common Sense. Die „konventionelle“ militärische Überlegenheit der USA ist so überwältigend, dass es für jeden Akteur, der eine Auseinandersetzung anstrebt, völlig irrational wäre nach deren (völkerrechtlich abgesicherten) Regeln zu spielen. Terrorismus, Insurgency, Cyber-Warfare etc. sind die Mittel, die vor diesem Hintergrund Erfolg versprechen, also werden sie angewandt. Erfolgreiche Methoden wie IEDs migrieren von einem Schauplatz zum nächsten und die Methoden werden ausgefeilter. So unterschiedliche Akteure wie Hisbollah, Taliban und AQ bedienen sich ähnlicher Vorgehensweisen, einfach weil sie funktionieren. Jeder Tag im Irak kostet die USA knapp 400 Mio $.  9/11 hat AQ wohl um die 1 Mio $ gekostet und einen Schaden von 27 Mrd. $ verursacht. Die folgenden Militäreinsätze schlagen bis Mitte 2008 mit 700 Mrd $ zu Buche. „The sun has set on the age of unquestioned Western military dominance. Bluntly the East has solved the riddle of the western way of war”. Hier zitiert K. Andrew Baceviec, aber er geht noch einen Schritt weiter. 
Hisbollah etc. mögen zwar die Pioniere dieser Art der Kriegsführung sein, aber der Erfolg wird weltweit registriert. Chinesische Militärs machen sich Gedanken wie man das „System der Systeme“ durch Überladung ausschalten kann. Es scheint also, als sei die immer wieder postulierte „konventionelle“ Überlegenheit keine mehr, denn die Art der Kriegführung hat sich geändert. Man hat ein Messer wo es einen Löffel braucht. Natürlich ist ein Messer ein wirklich überragendes Instrument zum schneiden von Brot. Leider nützt es nichts, wenn es gerade nur Suppe gibt.


Fortsetzung folgt in Teil 2 mit dem Paradigma eines Civil War within Islam.

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